Jeder fängt mal klein an - ob im Beruf, im Leben oder in der Geflügelhaltung. Um den Einstieg in die Geflügelhaltung etwas einfacher zu gestalten und ein paar Einblicke in das Leben eines Geflügelhalters zu geben, sind hier einige Leitfäden zusammen gestellt. Natürlich sind diese weder umfassend noch ausreichend, um sofort mit der Geflügelhaltung zu beginnen, hierfür ist vor allem auch der persönliche Kontakt mit einem Züchter und die weitere Lektüre der reichlich vorhandenen Bücher, Foren und Websites von Hobbyhaltern sinnvoll. Weder sollte man sich von der Fülle an Informationen noch von verschiedenen Meinungen zu einem Thema irritieren lassen, denn - es sind nur Meinungen.

Vieles in der Geflügelhaltung beruht auf Erfahrungen und jeder hat hier seine persönlichen Geschichten über Erfolg und Misserfolg zu erzählen. Was bei dem einen das Rezept zum Erfolg ist, war für den anderen der Anfang vom Ende. Letztendlich muss jeder auch selbst seine Erfahrungen machen und bei kleinen Misserfolgen nicht gleich das Handtuch werfen, sondern dies als Ansporn sehen, es in Zukunft besser zu machen.

Die Hühnerzucht – Ein Leitfaden

Hat einen erst einmal das „Geflügelfieber“ gepackt, so dauert es meist nicht lange bis die ersten Hühner im Stall oder im Garten in Unwesen treiben. Und egal ob die Hühner zur Eierproduktion oder zur Zierde gehalten werden - meist dauert es nicht lange, bis der Wunsch nach eigener Nachzucht aufkommt – spätestens, wenn Kinder oder Enkel anfangen, nach kleinen Küken zu fragen. Wenn sich der frisch gebackene Hühnerhalter dann etwas näher mit der Materie auseinandersetzt, wird er bezüglich der Geflügelzucht von allen Seiten mit Informationen erschlagen – von Naturbrut über Flächen- und Motorbrüter, Aufzuchtställe bis hin zu „unbedingt“ notwendigen Geräten und Utensilien, die speziell für die Kükenaufzucht entwickelt wurden. So endet der Spaß schneller als er gekommen ist. Was ist also wirklich notwendig und was benötigt nur der ambitionierte und fortgeschrittene Züchter? Welche Unterschiede gilt es zu beachten?

 

Hier geben wir für den Neueinsteiger einen kleinen Überblick über die Möglichkeiten der Nachzucht von Hühnern. Wobei die Betonung hier auf „klein“ liegt, denn alleine über das Thema Brut ließe sich ein ganzes Buch schreiben oder stundenlang philosophieren. Jeder Züchter hat seine eigenen Kniffe und Tricks, jede Rasse ihre Eigenarten und jedes Jahr ist anders als das vorherige. Wer sich als Einsteiger intensiv mit der Zucht von Hühnern auseinander setzen will, wird um die ein oder andere Lektüre (ob online oder klassisch im Buch) nicht umzukommen.

 

Die Naturbrut

 

Die einfachste, günstigste und natürlichste Möglichkeit der Hühnerzucht ist und bleibt die Naturbrut. Nichts geht über den Anblick einer Glucke, die ihren Nachwuchs wohl behütet über das Grundstück führt. Für die Naturbrut wird prinzipiell nur ein Stamm Hühner benötigt. Wenn eine Henne bereit ist, Eier auszubrüten, „gluckt“ sie. Das heißt, sie bleibt dauerhaft auf dem Nest sitzen und fängt an zu brüten. Da normalerweise die Eier täglich abgesammelt werden, kann man, wenn man eine Glucke hat, einfach die Eier von allen seinen Hühnern sammeln und der Glucke gemeinsam unterlegen. Die Anzahl der Eier ist abhängig von der Größe der Henne – sie sollte gut auf allen sitzen können, sodass keines kalt wird. Auch kann man sich Eier von anderen Züchtern besorgen (z.B. auch andere Rassen) und diese von der eigenen Glucke ausbrüten lassen. Diese Ammentätigkeit, die die Glucke ausführt, ist zum Beispiel wichtig für Rassen, die nur einen geringen Bruttrieb haben. Japanische Wachteln haben ihren Bruttrieb beinahe vollständig verloren, Wyandotten oder Zwerg-Seidenhühner eignen sich sehr gut als Ammen, wobei die Eignung hier auch von der Zuchtlinie abhängen kann.

 

Sitzt die Glucke auf den Eiern, so ist es ratsam, sie mitsamt ihres Nestes in einen eigenen Stall zu setzen, damit die anderen Hennen oder der Hahn die Küken nicht verletzen. Die Pflege der Eier (Wenden), das Regeln von Temperatur und Luftfeuchtigkeit übernimmt die Henne natürlich optimal und so bleibt nur das Warten bis die Küken nach 21 Tagen schlüpfen.

 

Sind die Küken geschlüpft, so werden sie weiterhin von der Glucke umsorgt, sie lernen das Trinken und Picken und werden in den ersten Wochen unter dem Federkleid warm gehalten. Geeignetes Kükenfutter und frisches Wasser müssen vom Geflügelhalter natürlich geeigneten Vorrichtungen bereitgestellt werden – wird der Wassertrog zu groß gewählt können die Küken beispielsweise ertrinken, ist das Futter zu grob, können sie es mit ihren kleinen Schnäbeln nicht aufpicken.

 

Die Naturbrut eignet sich im Prinzip für jeden Geflügelhalter, da sie die natürlichste und schönste Art der Brut und Aufzucht ist. Auch der ambitionierte Züchter, der jährlich 200 Küken aufzieht, wird sich am Anblick einer Glucke mit ihren Küken erfreuen. Die Anzahl der möglichen Nachkommen ist natürlich begrenzt und da die Henne ihren eigenen Kopf hat, wird sie nicht kurz vor Beginn der Sommerferien zu glucken anfangen, sondern während die ganze Familie sich im Urlaub befindet. Von daher ziehen viele Züchter es vor, die Eier künstlich auszubrüten und aufzuziehen.

 

Die Kunstbrut

 

Bei der Kunstbrut werden über einen nicht zu langen Zeitraum die Eier der eigenen Hühner gesammelt oder sich Eier von einem Züchter besorgt. Diese werden in einer Brutmaschine (die wir später noch genauer unter die Lupe nehmen werden) inkubiert bis die Küken schlüpfen, anschließend werden die Küken unter einer Wärmequelle großgezogen, bis sich nach draußen in den Stall können.

 

Bevor man sich näher mit der Brut im Allgemeinen und der Frage nach Kunst-/Naturbrut im Speziellen sowie den Anforderungen befasst, muss man sich einige Eckpunkte überlegen:

 

-          Wie viele Hühner kann/möchte ich eigentlich aufziehen?

 

-          Was mache ich mit den überzähligen Hähnen?

 

-          Habe ich genügend Platz?

 

-          Welche Utensilien benötige ich?

 

-          Wann benötige ich die neuen Hühner?

 

 

 

Im Folgenden werden wir ein etwas ausführlicheres Beispiel betrachten und dieses über einige Jahre verfolgen:

 

 

Wir haben gerade mit der Geflügelzucht begonnen und möchten mit unserer Rasse zu Geflügelausstellungen gehen. Was müssen wir für die Zucht beachten? Wie gehen wir vor, um eine erfolgreiche Zucht aufzubauen?

 

Zunächst ist die Anzahl der Hühner wichtig. Üblicherweise beginnt man mit einem Stamm von sagen wir einem Hahn und drei Hennen (1,3). Bei zu vielen Hennen pro Hahn kann der Hahn nicht alle Hennen befruchten, bei zu wenigen Hennen bedrängt er diese zu sehr. Leider ist hier keine allgemeingültige Aussage möglich, da selbst innerhalb einer Rasse der eine Hahn problemlos mit fünf Hennen zurechtkommt und 90% der Eier befruchtet sind, während ein anderer auch bei zwei Hennen gerade eben auf 50% Befruchtungsrate kommt.

 

Außerdem ist Rassegeflügel kein Wirtschaftsgeflügel – während eine auf Legeleistung gezüchtete Henne beim Landwirt rund 300 Eier im Jahr legt, gibt es Rassen in der Hobbyhaltung, die kaum 20 – 30 Eier im Jahr legen. Wenn ich nun zehn Tage lang Eier zur Brut sammeln kann, meine drei Hühner aber im Jahr nur etwa jeweils 60 Eier legen, werde ich in dieser Zeit (rein rechnerisch) nur 5 Eier erhalten. Dann habe ich eben nur 5 Eier zum Brüten zur Verfügung, denn würde ich noch weitere zehn Tage warten, so sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass aus den sehr alten Eiern noch Küken schlüpfen werden. Für 5 Eier lohnt sich aber die Anschaffung einer Brutmaschine und der zur Aufzucht nötigen Materialien nicht, zumal ich als Anfänger noch gar nicht weiß, ob mir mein neues Hobby im nächsten Jahr noch immer Spaß macht. Hier lohnt sich also die Naturbrut, auch wenn meine Tiere dann vielleicht nicht pünktlich zur Ausstellung ausgewachsen sind. So habe ich die Möglichkeit, ohne zu viel Geld auszugeben, die Geflügelhaltung zu „testen“ und außerdem das natürliche Verhalten der Hühner besser beobachten zu können.

 

Eine andere Möglichkeit wäre es, einen Zuchtfreund mit Brutmaschine zu fragen, ob dieser ein paar Eier der eigenen Hühner bei sich mit ausbrütet und dann die geschlüpften Küken selbst aufzuziehen. Hat man später mehrere Stämme, so lohnt sich auch die Anschaffung einer eigenen Brutmaschine.

 

Habe ich nun die 5 Eier zusammen, so heißt dies mitnichten, dass ich auch 5 Küken bekommen werde. Selbst wenn alle Eier befruchtet sind, so wird selten eine Schlupfrate von 100% erreicht. Und selbst wenn von 5 Eiern auch 5 Küken schlüpfen sollten, so sind neben den (Eier legenden und meist gut zu vermittelnden) Hennen auch durchschnittlich 50% Hähne dabei. Einen einzelnen Hahn wird man nur schwer los, da die meisten, wie bereits erwähnt, mit einem Hahn und mehreren Hennen beginnen beziehungsweise sich Hennen für die bestehende Zucht hinzukaufen. Ich bleibe also unter Umständen auf mehreren Hähnen sitzen, die ich nicht mit meinem Zuchtstamm vergesellschaften kann und die ich dann, wenn ich sie nicht vermitteln kann, schlachten muss. Im schlimmsten Fall sind von 5 Küken 5 Hähne dabei und ich habe für das nächste Jahr keine jungen Hennen. Was, das ist aber sehr unwahrscheinlich, Herr Experte? Nun, die Wahrscheinlichkeit bei 5 Küken 5 Hähne (oder Hennen) zu erhalten, liegt bei 3,125%, das heißt von 30 Züchtern wird durchschnittlich einer nur Hähne erhalten und das ist dann gar nicht mehr so unwahrscheinlich. Noch ein bisschen mehr Statistik? Die Wahrscheinlichkeit mindestens 4 Hähne zu erhalten, liegt bei 18,75% (beinahe jeder fünfte), die Wahrscheinlichkeit, mindestens 3 Hähne zu erhalten bei 50%. Außerdem wird man bei sehr vielen Küken eher eine 50/50-Verteilung erreichen als bei sehr wenigen.

 

Wir haben also im ersten Jahr zweimal 5 Eier ausbrüten lassen, von denen 8 geschlüpft sind, bei einem Geschlechterverhältnis von 3,5 (3 Hähne, 5 Hennen). Da wir uns mit der Inzucht und Zuchtzielen hier der Einfachheit halber einmal nicht näher befassen wollen, nehmen wir einen Hahn und die fünf Hennen im nächsten Jahr zu unserer Zucht hinzu, wir haben also zwei Stämme zu je 1,4.

 

In zweiten Jahr gehen wir jetzt etwas anders an die Zucht heran. Wir setzen uns das Ziel, etwa 10 Hennen großziehen zu wollen. Dafür brauchen wir mindestens etwa 22 Küken (gesetzt den Fall, dass 90 % die Aufzucht überleben und die Hahn/Henne-Verteilung 50/50 ist). Bei einer Schlupfrate von 80 % brauchen wir also 27,5 befruchtete Eier, bei einer Befruchtungsrate von 75 % kommen wir dann auf 37 Eier. Im Durchschnitt werden wir also aus 37 Eiern 10 Hennen (und 10 Hähne) erhalten. Da unsere 8 Hennen durchschnittlich 13 Eier über 10 Tage legen werden, müssen wir dreimal brüten und erhalten dann jeweils (durchschnittlich) 7 Küken. Für 13 Eier schaffen wir uns jetzt eine Brutmaschine an.

 

Die Brutmaschinen lassen sich grob in zwei Kategorien einteilen: Flächenbrüter und Motorbrüter. Theoretisch gibt es noch viele weitere Möglichkeit und es sind einige Züchter auf die verschiedensten Ideen für Eigenbaubrutmaschinen gekommen, die auch teilweise hervorragende Ergebnisse gebracht haben, doch bleiben wir hier bei den bewährten Methoden. Beim Flächenbrüter erwärmen Heizdrähte die Luft und damit die nebeneinander liegenden Eier. Da die Luft nicht zirkuliert, bilden sich Wärmeschichten, die Wärmeverteilung ist nicht gleichmäßig. Um dies auszugleichen, werden die Eier nicht nur mindestens 2x am Tag gewendet, sondern auch ab und an an andere Positionen gelegt (vom Rand in die Mitte). Durch kurzzeitiges Öffnen der Brutmaschine gelangt außerdem Sauerstoff an die Eier, was gerade kurz vor dem Schlupf besonders wichtig ist. Bei Motorbrütern dagegen wälzen Ventilatoren die Luft um, sodass die Wärmeverteilung sehr gleichmäßig ist und man auch in mehreren Ebenen Eier ausbrüten kann (höhere Kapazität möglich). Das Wenden erfolgt entweder halbautomatisch durch vor- oder zurückziehen einer Ebene („Horde“) oder vollautomatisch, wobei die Eier hier durch sehr langsames Drehen etwa alle zwei Stunden gewendet werden. Je mehr Geld man bereit ist, auszugeben, desto mehr wird die Maschine automatisiert, bis hin zur vollständig computergesteuerten Brut, wobei hier auch die Luftfeuchtigkeit automatisch reguliert wird, was bei normalen Brütern über Wasserwannen geschieht. Die Vorteile der Motorbrüter haben natürlich auch ihren Preis: Während gute Flächenbrüter ab etwa 100€ zu haben sind, kosten vergleichbare Motorbrüter mit halbautomatischer Wendung etwa 300-400€, wobei die Preise je nach Hersteller und Ausstattung erheblich variieren können.

 

Für unsere Brut haben wir uns für einen Flächenbrüter entschieden, der eine halbautomatische Wendung (also das Wenden aller Eier durch Schieben eines Reglers) ermöglicht. Wir sammeln die Eier, bis wir genügend zusammen haben. Egal, wie am Ende gebrütet wird: im Idealfall erfolgt die Lagerung bei etwa 12-14 °C  und rund 70 % Luftfeuchtigkeit (z.B. im Keller oder in der Speisekammer im Pappkarton, mit dem spitzen Pol nach unten – aber besser die Eier kennzeichnen, damit Mann/Frau die Eier nicht verputzt ;-) ). Wie bereits erwähnt, sollte nicht zu lange gesammelt werden, da die Eier mit der Zeit an Feuchtigkeit verlieren und damit die Schlupffähigkeit sinkt. Etwa 2 Tage vor dem Einlegen der Eier in den Brüter schalten wir diesen an und stellen die Parameter ein, damit diese bei Beginn der Brut konstant sind und nicht mehr allzu sehr schwanken. Außerdem können wir so noch einige Modifikationen vornehmen, falls das Gerät von der eingestellten Temperatur abweicht (z.B. bei alten oder zu billig konstruierten Geräten). Für die Hühnerbrut sollte die Temperatur 37,8 °C betragen und die Luftfeuchtigkeit bei etwa 50-60 % liegen. Es ist auch sinnvoll, zwei Thermometer zu verwenden, um eventuelle Abweichungen zu erkennen.

 

Nun ist es soweit und wir legen die Eier in die Maschine und – stehen vor einem kleinen Problem. Denn wie mit den Eiern in den ersten 2-3 Tagen verfahren wird, da streiten sich (einige) Züchter wie einst katholische und evangelische Kirche. Die einen drehen die Eier vom ersten Tag an – die anderen werden Haus und Hof schwören, dass eben dies sich sehr negativ auf den Bruterfolg auswirkt und das Wenden erst ab dem 3. Oder 4. Tag erfolgen sollte. Aber wir beschäftigen uns mit dem Sinn oder den Argumenten jetzt nicht weiter – denn nach den Erfahrungen eben jener Züchter hat es nahezu keinen Einfluss auf das Schlupfergebnis, ob die ersten Tage gewendet wird oder nicht. Somit bleibt es jedem selbst überlassen. Warum aber überhaupt drehen? Dies liegt daran, dass das Küken beziehungsweise der Embryo ansonsten an den Membranen der Schale festkleben könnte. Daher ist es sinnvoll, die Eier immer zu den gleichen Zeiten zu drehen und möglichst insgesamt über den Tag eine ungerade Anzahl an Drehungen durchzuführen (z.B. 3x), da so das Ei jede Nacht mit einer anderen Seiten oben liegt. Hier empfiehlt es sich auch, die Eier zu kennzeichnen, damit man nicht durcheinander kommt.

 

Nun ist eine Woche vergangen, in der wir die Eier 3x gewendet und Luftfeuchte und Temperatur kontrolliert haben. Jetzt erfolgt eine erste Kontrolle der Eier, ob sie überhaupt befruchtet sind. Hierzu werden die Eier „geschiert“. Das heißt, wir durchleuchten die Eier und sehen, ob sich Blutgefäße (die sogenannte „Blutspinne“) entwickelt haben und das Ei leicht rötlich ist oder ob das Ei klar ist. Ist letzteres der Fall, so können wir es aussortieren, da sich aus den unbefruchteten Eiern natürlich kein Küken entwickeln wird. Essen sollte man diese Eier dann allerdings nicht mehr. Manchmal entwickeln sich auch zunächst Embryos, welche aber aus verschiedensten Gründen im Laufe der 21 Tage absterben. Diese sind weniger leicht zu erkennen und gerade der Neuling sollte die Eier vorsichtshalber in der Brutmaschine lassen, wenn er sich nicht sicher ist. Bis etwa zum 18. Tag wird nun weiter wie bisher verfahren. Dann kann nochmals geschiert und die abgestorbenen Embryos aussortiert werden. Außerdem werden bei Verwendung von Motorbrütern die Eier auf sogenannte Schlupfhorden gelegt, aber dies ist erst einmal nicht so wichtig, da wir uns mit einem Flächenbrüter beschäftigen. Jetzt wird auch die Luftfeuchtigkeit auf etwa 60-80 % erhöht (evtl. auch durch Besprühen der Eier mit warmem Wasser) und der Brüter idealerweise nicht mehr unnötig geöffnet (bei unserem Flächenbrüter ist es nötig, damit Sauerstoff hineingelangt, nur merklich abkühlen sollten die Eier nicht mehr). Die höhere Luftfeuchtigkeit verhindert ein Austrocknen der Eihaut, die dann vom Küken nicht durchdrungen werden kann, welches dann kurz vor dem Schlupf stirbt. Am 21. Tag sollten die Küken nun idealerweise in einem möglichst kurzen Zeitraum alle schlüpfen. Es kann vorkommen, dass manche länger brauchen oder schneller sind, manche können den Schlupfvorgang auch nur zur Hälfte ausführen und bleiben dann stecken. Fast alle Züchter machen jetzt leider einen Fehler, der sich später rächen kann und wird. Es werden auch noch die schwächsten und nicht selbstständig geschlüpften Küken mit aller Mühe versucht zu retten. Was auf den ersten Blick nobel wirkt, hilft dem Küken selbst aber oft nicht weiter. Die Natur hat nun einmal harte Gesetze und wenn die Küken nicht selbstständig schlüpfen können, so werden sie auch später nicht so vital sein wie ihre Geschwister, sie werden leichter krank (und gefährden damit möglicherweise den ganzen Bestand) oder haben Deformierungen. Werden diese Hühner dann auch noch für die Brut eingesetzt, so vererben sie unter Umständen ihre schwache Vitalität weiter, was dem Züchter nur noch mehr nicht vitalen Nachwuchs beschert. So schwer es also ist – lassen Sie die Natur ihren Gang gehen und ziehen sie nur die selbstständig geschlüpften Küken auf oder verwenden Sie die nicht selbstständig geschlüpften nicht zur Weiterzucht.

 

Die häufigsten Fehler bei der Kunstbrut

 

Unsere Küken sind jetzt also geschlüpft – aber statt der erwarteten 7 Küken sind es nur 4 (von den 13 eingelegten Eiern). Woran liegt das? Zum einen sind wir bei unserer Rechnung vorhin von statistischen Mittelwerten ausgegangen. Wir haben eine Befruchtungsrate und eine Schlupfrate angenommen und damit berechnet, wie viele Eier wir benötigen. Es gibt nun aber viele Faktoren, die diese Annahmen verbessern oder in unserem Fall verschlechtern können. Die Befruchtungsrate ist niedriger, da leider der Hahn von einem unserer Stämme unfruchtbar ist und somit die Eier von 4 Hennen gänzlich unbefruchtet sind. Dies wissen wir, da wir die Eier zum besseren Wenden gekennzeichnet haben, und zwar mit einem kleinen Kreis für Stamm A und einem kleinen Kreuz für Stamm B. Beim Schieren nach 7 Tagen haben wir dann festgestellt, dass die 6 Eier mit Kreuz (also Stamm B) gänzlich unbefruchtet sind. Wir müssen also für diesen Stamm einen neuen Hahn besorgen, damit bei der nächsten Brut die Eier befruchtet werden. Die 7 Eier von Stamm A dagegen waren zu 100 % befruchtet, geschlüpft sind aber nur etwas mehr als die Hälfte, nämlich 4. Hier müssen wir den Fehler bei der Brutmaschine beziehungsweise bei uns selbst finden. Mögliche Fehlerquellen sind:

 

-          Zu alte Eier                                                       

-> unsere sind nur 10 Tage alt, also noch frisch genug

 

-         Die Eier wurden unsachmäßig gelagert               

-> wir haben uns an die Richtlinien gehalten

 

-         Die Schale ist verunreinigt                         

-> die Eier waren alle sauber und unverschmutzt

 

-         Zu seltenes Drehen                                     

-> dank einfacher halbautomatischer Wendung      konnten wir 5x am Tag wenden

 

-    Temperatur zu niedrig, hoch oder zu schwankend

-> möglich, da wir einen günstigen Flächenbrüter nutzen

 

-        Falsche Luftfeuchtigkeit                             

-> wir haben sie so gut es ging kontrolliert

 

-          Falsche Belüftung/ Sauerstoffmangel  

-> aha, hier könnte der Fehler liegen:

 

 

Wir waren nach dem Schieren der Eier am 18. Tag übers Wochenende verreist und konnten nicht lüften. Zudem haben wir vergessen, die Lüftungsschlitze zu öffnen, sodass zu wenig Sauerstoff an die Küken gelangt sein könnte, was die schlechte Schlupfrate erklären würde.

 

Das sind zwar alles nur Vermutungen, aber nur so ist es möglich, Fehlerquellen zu finden, um diese beim nächsten Durchgang zu verhindern. In diesem Fall hätten wir schon zu Beginn der Brut wissen können, dass wir am Wochenende vor dem Schlupf verreisen und den ganzen Brutdurchgang dementsprechend verschieben sollen. Idealerweise legt man sich bereits vor dem Sammeln der Eier einen Plan an, sodass die Küken beispielsweise an einem Freitag schlüpfen, sodass man das Wochenende mehr Zeit für die frisch geschlüpften Küken hat.

 

Die Aufzucht der Küken in den ersten Wochen

 

Wenn der Flaum der Küken getrocknet ist, können wir sie aus dem Brutapparat nehmen und in einen schon am Tag zuvor vorbereiteten Aufzuchtbehälter (z.B. einen mit Küchenpapier ausgelegten Pappkarton) setzen. Dieser sollte eine Temperatur von etwas über 30 °C aufweisen und zunächst nur frisches Wasser enthalten. Daneben sollte es aber kühlere Bereiche geben, damit sich die Küken den Wärmebereich suchen können, den sie gerade benötigen. Der Aufzuchtbehälter darf daher nicht zu klein sein, aber auch nicht zu groß, sodass die Küken die Wärmequelle nicht mehr finden können. Sind alle Küken geschlüpft, so wird der Brutapparat anschließend noch gesäubert, damit er für den nächsten Durchgang vorbereitet ist.

 

Das ist eine ganze Menge Arbeit bis die Küken überhaupt schlüpfen, welche uns die Glucke bei der Naturbrut abnimmt. Doch mit dem Schlupf fängt unsere Arbeit jetzt erst richtig an, denn nun wollen die Küken weiterhin gut versorgt werden. Während der ersten Wochen sollte unser Aufzuchtbehälter im Haus oder im geschlossenen Stall stehen, um einen plötzlichen Temperaturabfall oder -anstieg zu vermeiden. Wir verwenden einen Pappkarton, der mit Küchenpapier ausgelegt ist. Verwenden wir sehr feines Material wie Vogelsand, kann es sein, dass die Küken dieses aufpicken und somit bei vollem Magen verhungern können. Neben Wasser ist in den ersten Tagen die Wärmequelle das wichtigste Utensil. Die am meisten verwendeten Wärmequellen sind Infrarotlampen, Dunkelstrahler oder Heizplatten. Egal, welche Quelle man verwendet, wie bei der Brutmaschine sollte man auch hier zwei Tage vor dem erwarteten Schlupf alles vorbereiten und die Temperatur mittels Thermometer auf das richtige Maß einstellen. Dies geschieht entweder durch Verändern des Abstandes der Wärmequelle vom Boden, durch ein Thermostat (bei der Heizplatte) oder durch dimmbare Wärme-/Rotlichtlampen. Wie bei der Wahl des Brutgerätes gibt es auch hier einige Vor- und Nachteile der verschiedenen Quellen, die jeder für sich abwägen muss. Vom Stromverbrauch her ist eine gute Wärmeplatte mit Thermostat den anderen Quellen bei weitem überlegen, allerdings muss beachtet werden, dass noch eine zusätzliche Lichtquelle (z.B. eine LED-Lampe) benötigt wird, ebenso bei dem Wärmestrahler. Der Vorteil ist, dass das Licht nicht den ganzen Tag über an sein muss, sondern nur etwa 16 Stunden, während die Wärme vom Licht unabhängig ist. Stehen die Wärmeplatten zu tief, kann es aber vorkommen, dass die Küken auf die Platte hüpfen und hier koten, sodass die Platte verdreckt und in ihrer Funktion eingeschränkt werden kann. Rotlichtlampen dagegen sind Wärme- und Lichtquelle in einem und von der Anschaffung her am günstigsten.

 

Mit zunehmendem Alter der Küken wird die Temperatur langsam verringert und die Küken so langsam an das Leben außerhalb gewöhnt. Die richtige Temperatur wird am besten von Beginn an durch Beobachten der Küken gefunden. Drängen sie sich dicht unter der Wärmequelle zusammen, ist es zu kalt; liegen sie in einem Ring um das Zentrum der Quelle, ist es zu warm. Bei der richtigen Temperatur liegen sie locker und gleichmäßig verteilt im Wärmebereich.

 

Wie bereits zu Beginn gesagt, ist dies nur ein kurzer Leitfaden für Neulinge der Geflügelzucht und es gäbe sicherlich noch viele andere Dinge, die man zur Hühnerzucht erwähnen könnte. Für einen Einstieg und erste Bruterfolge aber sind die Hinweise ausreichend und als Orientierungshilfe gedacht. Viele Parameter sind variabel und jeder Züchter wird im Laufe der Jahre seine Methode verfeinern und so seinen Zuchterfolg Stück für Stück steigern, wenn er einige grundsätzliche Dinge beachtet, aber auch den Mut hat, hier und da ein wenig zu experimentieren und vor allem Buch führt über das, was er verändert. Ansonsten steht er plötzlich vor dem perfekten Brutdurchgang und hat vergessen, wie er diesen erreicht hat. Außerdem kann er seine Erkenntnisse so leichter mit seinen Zuchtfreunden teilen und ihnen damit ebenso zu einem besseren Zuchtergebnis verhelfen. Außerdem lassen sich so bei schlechten Durchgängen mögliche Fehlerquellen (die noch weit umfassender sind als die oben aufgeführten häufigsten Fehler) besser und leichter ausmachen.

 

 

 

Nur wer dauerhaft Erfolg hat – egal, ob man diesen nun durch erfolgreiche Ausstellungen oder gesunde und vitale Hühner oder nochmals anders definiert – wird weiterhin Spaß an seinem Hobby haben.